Sonntag, 22. Januar 2017

Women's March: weltweiter Protest gegen Sexismus

von Tina Stadlmayer


Protest gegen Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Intoleranz und Rechtspopulismus  / Foto: C. Olderdissen

In der Tagesschau um 20 Uhr waren der Women's March on Washington und seine Schwesterndemonstrationen in aller Welt die erste Meldung, ebenso bei Heute und RTL Aktuell. Auch bei den BBC-Nachrichten kamen die Bilder von den Demos in Washington und London an erster Stelle. Die New York Times übertrug währenddessen noch live in ihrer Online-Ausgabe die Kundgebung in Washington. Am Sonntagmorgen dann titelte der britische Observer: "Hunderttausende US-Frauen versammeln sich, um ihren Widerstand gegen Trump auszudrücken."


Über viereinhalb Millionen gingen nach Angaben der Veranstalterinnen des Women's March on Washington  am Samstag in 673 Städten auf die Straße, um "gegen Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Rechtspopulismus und Intoleranz" zu protestieren. Allein in Washington waren es geschätzte 500.000 - die Zahl der Zuschauer bei Trumps Amtseinführung am Tag davor war deutlich geringer. In London demonstrierten über 100.000. In Deutschland dagegen Zurückhaltung: in München einige 1.000, in Berlin auch etwa 1.000 Teilnehmerinnen. Die Autorinnen des Watch-Salons waren dabei.

Tina Stadlmayer, London: 



Die Demonstrierenden liefen singend mit Schildern und Plakaten quer durch die City  / Foto: Tina Stadlmayer

Prima Stimmung in London trotz des eiskalten Wetters. Der Protestmarsch zog sich kilometerlang durch die Stadt, lautstark begleitet von Trommeln, Gesängen und Hupkonzerten. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Trafalgar Square sangen Zehntausende: "We are Family. I have got all my sisters with me!"

Die Labour Abgeordnete Yvette Cooper bekam viel Beifall als sie rief: "Wenn der mächtigste Mann der Welt sagt, er kann Frauen sexuell belästigen, weil er einflussreich und vermögend ist, dann stehen wir auf und sagen: Auf gar keinen Fall!"



Kampfkatzen mit Kampfansagen   / Foto: Tina Stadlmayer

Besonders beliebt waren Plakate mit Bildern von Kampfkatzen. "This Pussy Got Claws!" ... "This Pussy Grabs Back!" ... "Rise Like a Lioness!" hieß es in Anspielung auf die frauenfeindlichen Ausfälle und sexuellen Übergriffe Donald Trumps.
Weitere kreative Demo-Slogans: "Reject Hate, Reclaim Politics!" ... "Make Love not Walls!" ... "Liberty is a Lady". Und immer wieder: "Women's Rights are Human Rights!"


Beim Schildermalen sind die Kleinsten die Größten  / Foto: Tina Stadlmayer


Familienausflug zur Frauendemo in London  /  Foto: Tina Stadelmayer




 Magdalena Köster, München: 



Auch in München: wütende Pussys  / Foto: M. Köster
Die Demo war sehr beeindruckend. Frauen jeden Alters, jeder Nation. Sehr viele Plakate. Die Demo zog zügig durch die Altstadt.

Jetzt passt es, das Bild des abgeschirmten amerikanischen Konsulats in München. Wegen Terrorgefahr ist es seit Jahren von Pollern und Zäunen umgeben. Das Gebäude präsentiert das neue Trump-Amerika, ganz für sich, umgeben von Mauern.



Plakate auf Englisch. Damit der Protest vom neuem US-Präsidenten verstanden wird. / Foto: M. Köster


Christine Olderdissen, Berlin:


“We are unstoppable. A better world is possible … women's rights are human rights ... stand for equality ... stronger together ... Love Trump Hates ... Trump is no Berliner ... Grab your Pussy ..."

Großartige Stimmung vor dem Brandenburger Tor. Rund 1000 Frauen und Mädchen, ein paar Männer und einige Kinder hatten sich am Samstagmorgen um 11 Uhr in einem Schildermeer versammelt. Unter ihnen viele US-Amerikaner*innen mit deutschen Wohnsitz. Eine Stunde lang skandierten sie dicht an dicht gedrängt Parolen auf Englisch, ganz ohne Megaphon und Soundanlage. In ihrer Mitte eine Frau auf einer Kiste, die Schilder mit den Texten hochhielt:

Perfekt organisiert - Sprechchöre statt Reden / Video: C. Olderdissen


Die Democrats Abroad Germany - die Organisation der Demokratischen Partei für ihre im Ausland lebenden Wähler*innen - hatte die kleine, aber feine Versammlung vor der amerikanischen Botschaft vorbereitet.

In anderen deutschen Städten waren ebenfalls nur wenige tausend Frauen dem Demo-Aufruf gefolgt. Zu zögerlich wurde in den letzten Wochen für den Women's March in Deutschland geworben, zu wenig wurde der tiefere Sinn erkannt: Es ist nicht nur der Protest der US-Amerikanerinnen gegen Trump, sie selbst setzen die Zeichen: es gibt weltweit die Notwendigkeit dem alltäglichen Sexismus und Rassismus, der Intoleranz und Homophobie und vor allem dem Rechtspopulismus kämpferisch entgegen zu treten. Die, die bei all den vielen Demos dabei waren, wissen um das gute Gefühl der Ermutigung: Wir Frauen stehen zusammen, bei allem was noch kommen wird.


Auch in Berlin gesehen: extra für den Women's March gehäkelte "Pussy hats" / Foto: C. Olderdissen


Schildermeer vorm Brandenburger Tor   / Foto: C. Olderdissen

Nairobi, Malawi, Tel Aviv, Athen, Wien, Amsterdam, Paris, Barcelona, Genf, Dublin, New York, Chicago, Neu Dehli, Sydney, ja sogar Antarktis: Millionen Frauen und ihre Unterstützer protestierten gegen die Frauenfeindlichkeit in aller Welt. Die Timelines der Social Media sind randvoll mit Fotos. Weitere Bilderstrecken in vielen deutschen Zeitungen und unter anderem in der New York Times.

"Proud to be a feminist"


Mitarbeit bei diesem Blogpost: Christine Olderdissen

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